Interview

Im Interview* verrät die Autorin Anne Pötzsch Details zur Entstehung ihres neuen Buches und warum sie die Geschichte in die DDR-Zeit gelegt hat.

„Lauf, kleiner Löwe“ ist dein zweiter Roman und erscheint nur ein Jahr nach deinem ersten Buch. Wie schreibt man während des Abiturs mal eben einen 560-Seiten-Wälzer?

Ich arbeite da jetzt schon zwei Jahre dran, teilweise hat sich die Arbeit an meinen beiden Büchern sogar überschnitten, also würde ich jetzt nicht behaupten, den Roman während des Abis geschrieben zu haben. Und außerdem, wenn man sich seine Zeit gut einteilen kann, dann ist auch das überhaupt kein Problem. Anstatt abends Fernsehen zu gucken, schreibt man eben für eins, zwei Stunden. Da hat man immer noch genug Zeit zum Lernen. Wenn man etwas gerne macht, dann kann auch das Abitur einen nicht davon abhalten.

Dein Fantasyroman aus dem Jahr 2021 spielt in einer frei erfundenen Welt, „Lauf, kleiner Löwe“ ist nun in der realen DDR vor 1989 angesiedelt, wie kommt es zu diesem Sprung in den Genres?

Warum nicht? Ist doch langweilig, immer im selben Genre zu schreiben. Gerade wenn man noch so jung ist wie ich, da möchte man sich auch einfach mal ausprobieren. Sich da Grenzen zu setzen ist doch schwachsinnig. Ich hatte nun mal diese Idee im Kopf, und die hat nicht ins Fantasie-Genre gepasst.

Du bist 2004 geboren, was weißt du über das Leben von Jugendlichen in der DDR und warum spielt die Geschichte nicht in der Gegenwart?

Eigentlich kann ich jede dieser Fragen mit einem „Warum nicht?“ beantworten. Es interessiert mich halt. Die wenigsten Menschen wissen noch persönlich über den 2. Weltkrieg und trotzdem werden massenhaft Geschichten darüber geschrieben. Solange man sich genügend über ein Thema informiert, darf man auch darüber schreiben. Außerdem hätte ich irgendwie versuchen müssen, Corona auszuweichen, hätte der Roman in der Gegenwart gespielt. Die Geschichte hätte in einer Welt voll COVID nicht überlebt, und den Virus für den Plot einfach auszulöschen geht auch nicht. Dann spielt das Buch gar nicht mehr in unserer Welt.

„Superheld“ Alec und der neue Protagonist Nicholas stehen immer kurz vor dem Zusammenbruch, hast du eine Vorliebe für gestörte Persönlichkeiten?

Ja. Ich denke mal, die meisten Menschen sind ein bisschen gestört, oder erreichen irgendwann in ihrem Leben einen Punkt, an dem sie einfach nicht mehr weiter können. Warum sollte man das unter den Teppich kehren? Den meisten Menschen geht es mal so richtig scheiße. Es ist schlecht, wenn man sich in solchen Situationen dann alleine fühlt.

Der schüchterne Liam vergräbt sich lieber in der Bibliothek zwischen Büchern statt sein Talent am Klavier auszuleben, gibt es da Parallelen zu realen Personen?

Nicht direkt. Ich könnte jetzt nicht direkt mit dem Finger auf eine einzelne Person zeigen. Außerdem ist es ja nicht so, dass er sich „lieber“ zwischen Büchern vergräbt, er hat auch teilweise keine andere Wahl. Ich glaube einfach, es gibt viele solche Menschen auf der Welt, solche, die ihr Talent nicht ausleben können und es irgendwo tief in sich verstecken. Vielleicht, weil sie Angst davor haben. Aber meist eher, weil sie keine andere Wahl haben, weil sie das Geld brauchen und nicht einfach schnell als Musiker durchbrennen können oder ähnliches.

Nachdem du das Feedback von deinen Testlesern auf den ersten Entwurf erhalten hast, sollst du das gesamte Manuskript noch einmal neu abgetippt und umgeschrieben haben, warum dieser Aufwand?

Weil es das nun mal Wert ist. Wenn man eine gute Geschichte will, dann tut man alles dafür. Faulheit hat da keinen Platz, und bei einem neuen Entwurf alles nochmal abzuschreiben ist nun mal die beste Möglichkeit, schwache Passagen zu eliminieren und den Ton der Geschichte zu perfektionieren.

Jetzt studierst du in den USA, kommst du noch zur Arbeit an neuen Büchern oder anderen Projekten?

Keine Ahnung. Vielleicht. Wir werden sehen. Mein Hauptfokus liegt jetzt erstmal darauf, Neues zu lernen und mich zu verbessern.

* Zur Weiterveröffentlichung freigegeben